Sie stand nicht so viele Jahre wie die Berliner Mauer, war nicht so lang und massiv und hatte keinen Todesstreifen. Doch die Mauer von Gilo hat auch Menschen getrennt – eine Dekade lang. Jetzt ist sie gefallen. Vor zehn Jahren errichteten Soldaten die Betonwand inmitten Jerusalems während der zweiten Intifada, als Palästinenser aus Beit Jalla Tag und Nacht auf das benachbarte jüdische Viertel Gilo schossen und die Bewohner in Angst und Schrecken versetzten.
Seit dem Sommer 2000 standen auf einer Länge von mehr als 600 Metern 800 Betonplatten, die schon nach kurzer Zeit mit Graffiti in Hebräisch und Arabisch besprüht waren. Schon lange fallen keine Schüsse mehr, fliegen keine Granaten. Zwischen Beit Jalla und Gilo ist es ruhig und friedlich geworden. »Die Mauer wird nicht mehr gebraucht«, fand die Jerusalemer Stadtverwaltung und beantragte bei der Armeeführung deren Abbau. Am vergangenen Sonntag fuhren dann Kranwagen und Lkws der Armee vor und transportierten die Sperren ab, um sie einzulagern.
Artikel von Sabine Brandes in der Jüdischen Allgemeinen vom 19.08.2010