Auswärtssiege sind für Israel nichts Alltägliches, schon gar nicht auf Schauplätzen wie der Universität von Cambridge. Am vergangenen Donnerstag jedoch hat Israel einen unerwarteten Triumph im berühmten Debattierclub der Universität eingefahren.
Der Debattierclub veranstaltet seit seiner Gründung im Jahr 1815 regelmäßig Streitgespräche über akademische und politische Fragen und hat schon Persönlichkeiten wie Winston Churchill, den Dalai Lama und Ronald Reagan zu Gast gehabt.
Die Debatte am Donnerstag ging um die Frage, ob Israel ein „Schurkenstaat“ sei, der sich nicht an das internationale Recht halte. Aufgrund der Bedeutung der Einrichtung hatte die israelische Botschaft in London entschieden, ihren politischen Berater Ran Gidor – selbst ein Cambridge-Absolvent – in die Diskussion zu schicken. Er wurde begleitet von Shiraz Maher, einem früheren Islamisten, der inzwischen ein großer Unterstützer Israels geworden ist.
Die Gegenseite wurde von der Journalistin Lauren Booth, Schwägerin des früheren britischen Premierministers Tony Blair und als konvertierte Muslimin eine der führenden pro-palästinensischen Aktivistinnen in Großbritannien, sowie Mark McDonald repräsentiert, dem Vorsitzenden der Friends of Palestine & Middle East Association der Labour-Partei.
Anfangs sah es noch so aus, als würden die Israel-Kritiker die Oberhand gewinnen, aber dann sorgten ausgerechnet Studenten aus dem pro-palästinensischen Lager für einen Umschwung. Sie verwiesen u.a. darauf, dass Israel politischen Flüchtlingen aus Darfur Asyl gewähre, die von Ägypten erschossen würden, und sich selbst internen Untersuchungen wegen Verstößen gegen das internationale Recht unterziehe. Auch Israels liberale Politik gegenüber Schwulen und Lesben wurde hervorgehoben.
Ein Student zeigte auf Gidor und fragte rhetorisch, ob China, der Iran oder selbst Großbritannien einen Top-Diplomaten zu einer Diskussion schicken würden, bei der es um die Frage ginge, ob ihr Land ein Schurkenstaat sei.
Nachdem beide Seiten ihre Argumente vorgebracht hatten, wurde das Auditorium zur Abstimmung gebeten. Israel trug mit 74% der Stimmen einen klaren Sieg davon.
(Yedioth Ahronot, 25.10.10, übersetzt und publiziert im Newsletter der Israelischen Botschaft vom 25.10.2010)