Die internationalen Gespräche über das iranische Atomprogramm in Istanbul sind ohne Ergebnis beendet worden. Der Iran stellte sich quer und verlangte, vor dem Einstieg in inhaltliche Verhandlungen müsse das Recht Teherans auf Urananreicherung garantiert werden. Außerdem solle die Uno ihre Sanktionen aufheben. Beides wäre aber nur als Ergebnis von Verhandlungen möglich, nicht als Vorbedingung. Kein Wunder, dass sich EU-Außenministerin Catherine Ashton frustriert zeigte. Doch nicht alle im westlichen Lager teilen Ashtons Frust. US-Diplomaten fanden das Scheitern der Gespräche nicht besonders schlimm. Hinter dieser Gelassenheit steht die Überzeugung, dass die Sanktionen und der Computerwurm Stuxnet, der technisches Gerät in iranischen Atomanlagen außer Gefecht gesetzt haben soll, die iranischen Nuklearpläne inzwischen effektiver stören und verlangsamen als alle Verhandlungen.
Israelische Experten nehmen an, dass die Iraner nun frühestens 2015 in der Lage sein werden, eine Atombombe zu bauen. Bis dahin ist noch viel Zeit – Zeit für neue Gespräche, aber auch für weitere Cyberattacken oder andere Störmanöver unterhalb der Schwelle eines militärischen Angriffs. Wenn sich dieser Trend festigt, werden die Iraner früher oder später an den Verhandlungstisch zurückkehren müssen, um ihre Wirtschaft zu retten und ihr Atomprogramm zumindest auf bescheidenerer Ebene fortsetzen zu können, so lautet die Überlegung der Amerikaner. sei