In bewährter Tradition fand am 23. Januar 2011 im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung von Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, DIG Berlin und Potsdam sowie GCJZ Berlin die diesjährige Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz statt. Auf Initiatitive des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wird seit 1996 in Erinnerung an den 27. Januar 1945 in Deutschland der „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ begangen.
Die inzwischen fest installierte Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ im Rathaus Schöneberg wurde im letzten Jahr um sechs weitere Biografien ehemaliger Schöneberger Juden erweitert. Hellmut Stern, früherer erster Geiger der Berliner Philharmoniker und langjähriges Mitglied der DIG Berlin und Potsdam, ist einer von ihnen und sprach als Zeitzeuge zu den Gästen. Am 29.01. stand Stern im Goldenen Saal des Rathauses Interessierten für ein längeres Zeitzeugengespräch zu Verfügung.
„Wir waren Nachbarn“ ist das Ergebnis einer in den 1980er Jahren einsetzenden Zeitzeugen- und Erinnerungsarbeit des Kunstamtes Schöneberg unter der Leitung von Katharina Kaiser. Diese außergewöhnliche Idee eines Berliner Bezirks, einen symbolischen Denkort für die verfolgten und ermordeten jüdischen Nachbarn einzurichten, wird seit Januar 2010 mit Unterstützung der Senatsverwaltung Kultur ganzjährig gezeigt.
Die Ausstellung ist „work in progress“, d. h. sie wird jedes Jahr um neue biografische Alben ergänzt und hat jährlich wechselnde Schwerpunkte. 2011 liegt der Schwerpunkt auf den Berufsverboten für Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes, für Anwälte, Notare und Richter.
Auch in diesem Jahr sprachen der Stellv. Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg und Bezirksstadtrat für Schule, Bildung und Kultur, Dieter Hapel, und Jochen Feilcke als Vorsitzender der DIG Berlin und Potsdam ein Grußwort. Seine Rede finden Sie hier. Durch den jährlichen Wechsel der Vorsitzenden ergriff 2011 der katholische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Bernd Streich, das Wort.
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Der Shalom-Chor, eine christlich-jüdische Chorgemeinschaft aus Berlin-Brandenburg unter Leitung von Regina Yantian, sorgte – auch dies schon bewährt – für das musikalische Rahmenprogramm.
Hellmut Stern, 1928 in Berlin-Schöneberg geboren, erinnerte in seiner Rede an all diejenigen, die nicht wie er das Glück gehabt hatten zu überleben und zeigte seine große Dankbarkeit für das eigene Entkommen ins Exil. Nach dem Novemberpogrom war er mit seiner Familie aus Berlin in die Mandschurei geflüchtet und überlebte im chinesischen Harbin als Straßenmusikant. Nach Stationen als Orchestermusiker in Israel und den USA war er erst Anfang der 60er Jahren nach Berlin zurück gekehrt. Zugleich brachte Stern seine Freude darüber zum Ausdruck, dass durch die Initiatoren jetzt auch seine Geschichte bzw. die Geschichte seiner Familie Eingang in die Ausstellung gefunden hätten.
Katharina Kaiser, Projektleiterin der Ausstellung im Kunstamt Tempelhof-Schöneberg, führte in die neuen Schwerpunkte der Ausstellung ein. Sie wies darauf hin, dass die durch eine Anschubfinanzierung des Berliner Senats geförderte Ausstellung zur Zeit aus baulichen Sicherheitsgründen (Glasdach) vorübergehend im Saal Hochparterre rechts am Eingang des Gebäudes gezeigt werde.
Mehr Infos zu Ausstellung und Rahmenprogramm finden Sie hier.
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Bericht und alle Fotos von Meggie Jahn