Der Islam gehöre nicht zu Deutschland, sagt der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich. Damit macht er es seinen Kritikern zu einfach. Die Auseinandersetzung mit dem politischen Anspruch der Religion muss trotzdem geführt werden
Dass der Islam zu Deutschland gehöre, sei eine „auch aus der Historie“ nicht zu belegende Tatsache. Mit dieser Bemerkung hat der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich unter anderem bei SPD und Grünen für helle Empörung gesorgt. Nun macht es der CSU-Politiker mit derartigen Plattitüden seinen Kritikern leicht, von den wirklichen Problemen des Umgangs mit dem Islam abzulenken. Wie weit islamische Einflüsse Europa und damit auch Deutschland in den vergangenen eintausend Jahren direkt oder indirekt kulturell mitgeprägt haben, ist eine umstrittene akademische Frage, die zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen der Gegenwart wenig beizutragen hat. Noch weniger zielführend ist es, bei der Frage, wer oder was „zu Deutschland gehört“, zwischen einzelnen Muslimen und „dem Islam“ zu unterscheiden. Wo gläubige Muslime leben, gibt es nun einmal auch ihre Religion, gibt es Imame, Moscheen, Koran-Unterricht und Verbände, die aus ihrer religiösen Sicht heraus Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung zu nehmen versuchen …