Die Gaza-Resolution des Bundestages – Kein Betriebsunfall. Ein Abend mit Deidre Berger beim AJC

Eine Kooperationsveranstaltung von DIG Berlin und Potsdam und American Jewish Committee(AJC)

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Jochen Feilcke mit Deidre Berger bei der Einführung.

Am 14. März 2011 lud die Leiterin des Berlin Office des AJC, Deidre Berger, gemeinsam mit der DIG Berlin und Potsdam zu einem  Thema ein, das auch dort intensiv und kritisch diskutiert worden war. Jochen Feilcke, Vorsitzender in Berlin und Potsdam, dankte dem AJC deshalb für die Gelegenheit zum Austausch.

Am 1. Juli 2010 hatte der Deutsche Bundestag in einer einstimmig verabschiedeten Resolution zur sog. Gaza-Flottille scharfe Kritik an seinem langjährigen Verbündeten Israel geäußert – ein historisches Novum, das sich schon länger angekündigt hatte.  Trotz der gefestigten deutsch-israelischen Regierungsbeziehungen sei die Unterstützung für Israel in der deutschen Öffentlichkeit derzeit im Schwinden, so die beunruhigende Aussage von Deidre Berger.  Für viele sei Israel heute nicht mehr der Sympathieträger David, sondern längst zum Furcht erregenden Goliath avanciert.  Sie belegte ihre These mit den Ergebnissen einiger aufschlußreicher Umfragen der letzten Jahre.

Die Politik Israels erscheine in der deutschen Öffentlichkeit überwiegend als unnachgiebig und hart, ja als Hindernis auf dem Weg zum Frieden.  Berger, die von Jochen Feilcke in dieser Position bestätigt wurde, kritisierte den einseitigen Blick auf Israel, gegenläufige Argumente würden medial oft ausgeblendet.  Mit dem Gaza-Antrag und der einhelligen Forderung aller Fraktionen – inklusive der Bundeskanzlerin – nach einer sofortigen Aufhebung der Gaza-Blockade habe die um sich greifende israelkritische Stimmung nun auch bei den Abgeordneten des Deutschen Bundestags ihren Widerhall gefunden, so Berger. Feilcke wurde dann noch deutlicher und lieferte zugleich ein neues Beispiel für den rüden Umgang mit Israel. So zitierte er aus einer Pressemitteilung der Grünen-Abgeordneten Kerstin Müller, frühere Staatsministerin im Auswärtigen Amt, die zwar mit starken Worten den bestialischen Mord an der israelischen Familie Fogel in der Westbanksiedlung Itamar verurteilt, im gleichen Atemzug aber Netanjahus Politik im Zusammenhang mit dem Siedlungsausbau kritisiert hatte. Damit werde diese erneut zum einzigen Friedenshindernis deklariert.

Nach einer anregenden, teils auch kontroversen Diskussion kamen AJC und DIG Berlin und Potsdam überein, künftig noch enger zu kooperieren, damit in Politik und Öffentlichkeit stärker auf die Fakten geblickt und Israel nicht länger einseitig alle Schuld an der verfahrenen Situation im Nahen Osten zugewiesen werde.

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Deidre Berger ist seit elf Jahren Leiterin des Berliner Büros des AJC, Mitglied im Beirat der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz, der „Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz“, von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Wir bedanken uns für die große Gastfreundschaft mit kalten Getränken und Gebäck.

v.l.: Sebastian Koch, Isabel Murray, Jörg Rensmann, Ninette Platnarov mit Deidre Berger.
v.l.: Sebastian Koch, Isabel Murray, Jörg Rensmann, Ninette Platnarov mit Deidre Berger.

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