Der Journalist Clemens Wergin, inzwischen Ressortchef Außenpolitik der Weltgruppe, und uns von seinem letzten Vortrag bei der DIG noch in bester Erinnerung, war am 31. März 2011 zu Gast im Centrum Judaicum, diesmal auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNSF), der Jüdischen Volkshochschule und der DIG Berlin und Potsdam – in dieser Kombination eine Premiere. Jochen Feilcke moderierte im Anschluss die Diskussion.
Das Thema wurde angesichts der aufregenden Entwicklungen in der arabischen Welt, die niemand bei Konzeption der Veranstaltung voraus gesehen hatte, aktualisiert. Nunmehr stellte der Referent die Frage in den Mittelpunkt, ob die jahrelange Fokussierung der europäischen und US-amerikanischen Politik auf den Nah-Ost-Konflikt angesichts des Aufbruchs in der Region nicht überdacht werden müsse.
Seit langem steht der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern im Zentrum deutscher, europäischer und amerikanischer Nahostpolitik. Sowohl die USA als auch Deutschland standen dabei stets unverbrüchlich an der Seite Israels. Das Verhältnis des jüdischen Staates zu seinem wichtigsten Bündnispartner USA trübte sich jedoch mit dem Amtsantritt der Obama-Administration. Israel-kritische Töne aus Washington führten in Jerusalem zu der Frage, wie sicher man sich der Unterstützung durch die Vereinigten Staaten in Zukunft noch sein könne.
Auch das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel hat sich allem Anschein nach verändert, spätestens seit der deutschen Zustimmung zur UN-Resolution gegen die Fortsetzung des israelischen Siedlungsbaus. Die Umwälzungen in der Region werfen darüber hinaus in Israel die Frage auf, inwieweit man sich darauf verlassen könne, dass die Friedensabkommen mit Ägypten aus dem Jahr 1979 und Jordanien von 1994 unverändert Bestand haben werden. Sie fordern nunmehr eine Debatte heraus, wie der Westen künftig seine Nahostpolitik ausrichten solle und welche Rolle das Bündnis mit Israel dabei spielen werde.
Clemens Wergin, geboren 1969, gilt als ausgewiesener Experte für das Verhältnis zwischen den USA und Israel sowie der deutsch-israelischen Beziehungen. Er studierte Nahostgeschichte, Islamwissenschaften und Journalistik in Hamburg. Seinen Zivildienst leistete er in Israel und hielt sich als „Arthur-Burns-Fellow“ längere Zeit in den USA auf. Bis 2007 kommentierte er als Meinungsredakteur beim „Tagesspiegel“ vor allem außenpolitische Themen. Auch heute kommentiert er diese in den Medien des Springer-Konzerns und hat seit kurzem auch wieder einen eigenen Blog auf der WELT-Seite.
Hier hat er einen Tag nach der Veranstaltung seine Position noch mal ausführlich dargestellt. Mit seiner Erlaubnis finden Sie hier einen Link auf seine Seite.