Initiative von Jochen Feilcke gegen Veranstaltung mit dem iranischen Botschafter in der Stiftung Neuhardenberg. Trotz erfreulicher Absage wandte er sich nun erneut an die Verantwortlichen.

Sehr geehrter Herr Staatsminister, lieber Herr Neumann,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Platzeck,
sehr geehrter Herr Präsident Haasis,

wir danken Ihnen für die Absage der Veranstaltung mit dem Botschafter der Islamischen Republik Iran, Herrn Ali Reza Sheikh Attar. Damit ist das Ziel der von mehreren Seiten geäußerten Kritik erreicht worden.

Allerdings erlauben Sie uns bitte, die in diesem Zusammenhang veröffentlichte Pressemitteilung zu problematisieren. Es heißt darin „Die Stiftung sieht sich angesichts der im Vorfeld laut gewordenen vehementen Vorwürfe nicht in der Lage, vor allem das Podiumsgespräch, in dem die Akzeptanz der beiden Nationaldichter Hafiz und Goethe in ihren jeweiligen Ländern diskutiert werden sollte, störungsfrei und mit der gebotenen Sicherheit für die Podiumsgäste und das Publikum durchführen zu können.“

Der uninformierte Leser könnte meinen, daß sich die Kritik an der Thematik „Akzeptanz der beiden Nationaldichter Hafiz und Goethe in ihren jeweiligen Ländern“ entzündet hätte. Deutlich gesagt wird zudem, daß der Grund für die Absage die Sorge um die Sicherheit der Podiumsgäste und des Publikums sei. Welch eine Verdrehung der Sachverhalte! Wir meinen, daß Sie den Stiftungsmitarbeitern deutlich machen sollten, daß sie einen Fehler gemacht haben und daß sie „Manns genug“ sein sollten, diesen Fehler einzugestehen und der Öffentlichkeit mitzuteilen, daß es sich beim Botschafter um einen Mann handelt, dem Verantwortung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen wird.

Mit freundlichem Gruß,

Jochen Feilcke
Deutsch-Israelische Gesellschaft Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam
Vorsitzender

Pressemitteilung der Stiftung Neuhardenberg

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Sehr geehrter Herr Staatsminister, lieber Herr Neumann,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Platzeck,
sehr geehrter Herr Präsident Haasis,

als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin und Potsdam wende ich mich heute in großer Sorge an Sie. In der Stiftung Schloß Neuhardenberg soll  der iranische Botschafter Ali Reza Sheikh Attar mit dem Publizisten und Moderator des „Philosophischen Quartetts“ Rüdiger Safranski über den persischen Nationaldichter Hafez diskutieren. Soweit uns mitgeteilt wurde gehören Sie dem Kuratorium dieser Stiftung an; deshalb bitte ich Sie im Namen der Deutsch Israelischen Gesellschaft Berlin und Potsdam sehr eindringlich, Ihren Einfluß dahingehend geltend zu machen, daß diesem  Vertreter der „Islamischen Republik Iran“ keine derartige Plattform geboten wird.

Über Ali Reza Sheikh Attar heißt es in allgemein zugänglichen Veröffentlichungen:

„Die Vergangenheit von Sheikh Attar als Gouverneur der Provinzen Kurdistan und West-Aserbaidschan führt immer wieder zu massiver Kritik, offenem Protest und Ausladungen des Botschafters von Einladungen, so zu Vorträgen bei der Heinrich-Böll-Stiftung, der Naumann-Stiftung sowie zu einer Konferenz in der Königin-Luise-Stiftung in Berlin, ebenso wie zu einer Podiumsdiskussion in Osnabrück im Juni 2010. Nach Aussagen kurdischer Politiker und exiliranischer Autoren soll Sheikh Attar auch selbst Verantwortung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Kurdistan getragen haben.

Sheikh Attar gilt als enger Gefolgsmann des umstrittenen iranischen Präsidenten und Wahlgewinners 2009 Mahmud Ahmadinedschad, der zeitgleich zu Sheikh Attar in der zu Kurdistan benachbarten Provinz Ardabil tätig war. Der Botschafter in Deutschland gilt als Koordinator der westeuropäischen Botschafter der iranischen Regierung. Sheikh Attar ist immer wieder Adressat von so genannten Urgent Actions durch Amnesty International.“

Ich leite eine Presseerklärung von „Stop the Bomb“ an Sie weiter und appelliere an Sie, die darin aufgeführten Argumente zu berücksichtigen.

Mit freundlichem Gruß

Jochen Feilcke

Deutsch-Israelische Gesellschaft
Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam
Vorsitzender

Matthias Platzeck, Rüdiger Safranski und das iranische Regime

Pressemitteilung 10. Oktober 2011

Die Nichtregierungsorganisation STOP THE BOMB fordert die Absage der für den 15. Oktober 2011 angekündigten Veranstaltung „Hafiz zu Ehren“ im brandenburgischen Neuhardenberg. Dort soll  der iranische Botschafter Ali Reza Sheikh Attar mit dem Publizisten und Moderator des „Philosophischen Quartetts“ Rüdiger Safranski über den persischen Nationaldichter Hafez diskutieren.[1] Veranstaltet wird das Event von der Stiftung Schloss Neuhardenberg, in deren Kuratorium sowohl der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck, als auch Mostafa Dolatyar, Vizeaußenminister a.i. der Islamischen Republik Iran sitzen, aber auch der Präsident des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Heinrich Haasis und Bernd Neumann, Bundesbeauftragter für Kultur und Medien. [2]

Der von der Stiftung eingeladene Attar ist nicht nur der Botschafter des mörderischsten Regimes im Nahen und Mittleren Osten, sondern nach Angaben exil-iranischer Oppositioneller auch selbst für Verbrechen verantwortlich. In den Jahren 1980 bis 1985 war Attar Gouverneur der Provinzen Kurdistan und West-Aserbaidschan, wo er persönlich den Terror gegen Regimegegner beaufsichtigte. [3] Laut Presseberichten soll Botschafter Sheikh Attar für die Beschaffungsaktivitäten für das iranische Atomprogramm, sowie für die Überwachung und Einschüchterung oppositioneller Exiliraner verantwortlich sein. [4]

„Eine solche Veranstaltung mit dem Vertreter eines Regimes, das der Todfeind der Kunst und der Intellektuellen ist, ist ein Schlag ins Gesicht der iranischen Freiheitsbewegung“ sagt der in Deutschland lebende iranische Schriftsteller und Hafez-Kenner Javad Asadian. „Genausogut könnte man einen Nazifunktionär zum Expertengespräch über Thomas und Heinrich Mann laden. In Wirklichkeit taugt Hafez in keinster Weise als Kronzeuge für die islamistische Ideologie.“

Es ist nicht das erste Mal, dass trotz internationalem Sanktionsdruck via Kulturpolitik dem iranischen Regime signalisiert wird, dass von deutscher Seite aus normale Beziehungen mit der Islamischen Republik gewünscht werden. Im November 2009 luden deutsche Behörden Attar auf eine „Lehrerkonferenz“ der Berliner Königin-Luise-Stiftung ein. [5] Weitere geplante Veranstaltungen, unter anderem mit dem Grünen-Politiker Omid Nouripour [6] und der Heinrich-Böll-Stiftung [7] mussten nach Protesten von STOP THE BOMB abgesagt werden.

STOP THE BOMB-Sprecher Michael Spaney: „Die Einladung eines Verbrechers wie Attar ist schlimm genug. Dass der brandenburgerische Ministerpräsident Matthias Platzeck jedoch neben einem hohen Funktionär der Islamischen Republik im Kuratorium der Stiftung Schloss Neuhardenberg sitzt, kann man nur als institutionalisierte Kollaboration mit dem Teheraner Terrorregime bezeichnen. Vor dem Hintergrund der neuerlichen Hinrichtungswelle im Iran [8] und der ungestörten Fortsetzung des militärischen Atomprogramms [9] der iranischen Machthaber ist diese Zusammenarbeit besonders zynisch.“

Die Kampagne STOP THE BOMB fordert die Stiftung Schloss Neuhardenberg auf, „sich nicht zum Handlanger eines mörderischen Regimes zu machen, die Kuratoriumszusammenarbeit mit Mostafa Dolatyar unverzüglich zu beenden und die geplante Veranstaltung mit dem brutalen Regimeschergen Attar abzusagen“, so Sprecher Michael Spaney.

[1] http://www.schlossneuhardenberg.de/programm/lesungen_debatten.html?no_cache=1&tx_konoprogramm_pi3%5Byear%5D=2011&tx_konoprogramm_pi3%5Bmonth%5D=10&tx_konoprogramm_pi3%5Buid%5D=1369&tx_konoprogramm_pi3%5

[2] http://www.schlossneuhardenberg.de/service/kontakt/kuratiorium_der_stiftung.html

[3] http://jungle-world.com/artikel/2009/23/35188.html

[4] http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2009/panoramairan106.html

[5] http://de.stopthebomb.net/lehrerkonferenz.html

[6] http://de.stopthebomb.net/text-audio-und-video/texte-aus-der-stb-koalition/green-party-of-iran-zu-attar-und-nouripour.html

[7] http://de.stopthebomb.net/leipzig.html

[8] http://www.upi.com/Top_News/Special/2011/09/27/Iran-Executions-point-to-killing-spree/UPI-12931317141256/

[9] http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,790042,00.html

Bei Rückfragen:

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Michael Spaney
STOP THE BOMB Campaign

Phone: +49 (0) 179 – 660 34 32
Mail : spaney@mideastfreedomforum.org
Web: www.stopthebomb.net

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