Im Rahmen der Brandenburg-Woche der DIG in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und Friedrich-Ebert-Stiftung, hielt Avi Primor einen spannenden Vortrag zum 70-jährigen Bestehen des Staates Israels in Frankfurt an der Oder. Die Grußworte kamen von dem Vertreter der KAS Michael Günther sowie von Martin Patzelt, MdB. Die Moderation des Abends übernahm Jochen Feilcke.
Das Kleist-Museum im Zentrum Frankfurts war ein idealer Veranstaltungsort für Avi Primors Vortrag. Heinrich von Kleists ruheloses Streben für Ideal und Glückseligkeit dient als metaphorische Kulisse für Primors geschichts-politischen Abriss über Palästina bzw. den Staat Israels.
Beeindruckend unter anderem war Avi Primors Fähigkeit einen detaillierten und ausgewogenen Vortrag über die historische und aktuelle Entwicklung des Staates Israels zu halten, welcher den Bezug zum historischen Deutschland und dessen Gesellschaft nie aus dem Blick gelassen hat.
Avi Primor brachte zum Beispiel die engen politisch-wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel seit dem Zweiten Weltkrieg zur Geltung. Das Resultat bildete feste Strukturen für mögliche Beziehungen beider Völker, welche langfristig unausweichlich waren bemerkte Primor ausdrücklich.
Auch wenn das jüdische und deutsche Volk seit Jahrhunderten durch die Migration der Tempelritter auch kulturell verbunden ist, betonte Avi Primor, dass ein Umschwung in der deutschen Öffentlichkeit zu verzeichnen ist: nach dem Zweiten Weltkrieg, zu Zeiten der wirtschaftlichen Reparationen, fand man, so Primor, eine solide Unterstützung der Deutschen für den jüdischen Staat. In 2018 hat sich das Blatt erschreckenderweise gewandt! Der Unterschied, unterstrich Avi Primor, liegt nicht darin, dass die deutsche Gesellschaft sich nun gegen den Staat Israel äußert. Wogegen sich die heutigen israelische Gesellschaft in großer Mehrheit für Deutschland ausspricht, sind die meisten Deutschen gegenüber Israel sehr zurückhaltend.
Auch in der Fragerunde kristallisierte sich heraus, dass bei dem Thema Sensibilisierung gegen Antisemitismus im Bereich der Schulbildung ein großer Bedarf der kontinuierlichen Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte besteht. Es ist daher wichtiger denn je, dass ein aktiver Austausch auf zwischenmenschlicher Ebene der beiden Ländern gefördert wird, um die zahlreich bestehenden Vorurteile auf deutscher Seite auszuräumen.
Autorin: Dr. Anya Quilitzsch