Bericht: 350 Menschen kamen am 7. Oktober zur Gedenkkundgebung der DIG in Potsdam

Am Israel Chai

350 Menschen kamen am 7. Oktober zur Gedenkkundgebung der DIG in Potsdam

Es war ungefähr 14 Uhr am Montag, 7. Oktober, als über dem Alten Markt in Potsdam das Schofar erklang. Wohl zum ersten Mal an diesem Ort. Laut, durchdringend, rufend. Brandenburgs Landesrabbiner Ariel Kirzon blies das Instrument, ausnahmsweise außerhalb der festgelegten Zeiten. Aber es gab Gründe, an diesem Tag laut, durchdringend und rufend zu sein. Das Massaker der Hamas jährte sich und 350 Menschen waren dem Aufruf der DIG Berlin und Brandenburg und weiterer Organisationen gefolgt, um vor allem eine Botschaft loszuwerden: Bring them home now.

Noch immer sind 101 Menschen von den Terroristen entführt, man muss um ihr Leben bangen. Viele der Kundgebungsteilnehmer hielten Plakate mit Porträts der Geiseln in ihren Händen, viele trugen die gelbe Schleife am Revers. Und sie klatschten heftig, als Anan Zen, Vertreter der Israelischen Botschaft, versicherte: „Wir lassen niemanden jemals zurück. Wir ruhen nicht, bis alle Geiseln wieder zuhause sind und bis die Menschen in Südisrael und Nordisrael ebenfalls wieder nach Hause können“.

Jochen Feilcke, der DIG-Vorsitzende eröffnete die Veranstaltung mit einer Gedenkminute. Und da war es für einen Moment tatsächlich ganz still auf diesem weiten Platz. Die Teilnehmer wirkten echt betroffen, manche waren ganz in sich gekehrt. Aus Betroffenheit aber wächst auch Entschlossenheit, aus Trauer auch Wut. Das konnte man am Applaus sehen. Er wurde immer dann besonders laut und energisch, wenn die Redner dazu aufriefen, Israel in seinem Krieg gegen den Terror zu unterstützen, wenn sie die Bundesregierung wegen ihrer zögerlichen Waffenlieferungen kritisierten und wenn sie den um sich greifenden Antisemitismus in Deutschland geißelten. „Es gibt keinen Platz in unsere Gesellschaft für diesen Hass“, sagte Brandenburgs Antisemitismusbeauftragter Andreas Büttner unter großem Beifall. Und er fügte hinzu: „Wir haben die Schnauze voll, von der Gleichmacherei zwischen einem demokratischen Staat wie Israel und den Terroristen“. Auf die Verdrehung der Begriffe wies Ud Joffe, der Vorsitzende der Potsdamer Synagogengemeinde, hin und sprach von „intellektuellem Terror“, der versuche von den demokratischen Gesellschaften Besitz zu ergreifen.

Die Solidarität mit Israel lebt, daran ließen auch die anderen Redner keinen Zweifel. Nicht Barbara Richstein, die Vizepräsidentin des Landtages, nicht Josias Terschüren von der Vereinigung Christen an der Seite Israels, nicht Lara Jüngling von der Hochschulgruppe Potsdam des Jungen Forums und nicht die deutsch-israelische Unternehmerin Viktoria Kanar. „Am Israel Chai“, so endete fast jede der kurzen Ansprachen und manche Teilnehmer sprachen diese Worte nach. Wie einen Schwur. Das Volk Israel lebt und wird immer leben.

Werner Kolhoff

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