Gedenkkonzert zum 80.Todestag von Pavel Haas, Hans Krása und Viktor Ullmann

Termin: 16.10.2024

Gedenkkonzert zum 80.Todestag der beiden tschechischen Komponisten Pavel Haas und Hans Krása

(beide am 17. Oktober 1944 ermordet in Auschwitz)

und des österreichischen Komponisten Viktor Ullmann

(am 18. Oktober 1944 ermordet in Auschwitz)

 

Ort: großer Saal des ABSV (Allgemeiner Blinden und Sehbehindertenverein), Auerbachstraße 7, 14193 Berlin

Datum: 16. Oktober 2024, 19 Uhr

 

Pavel Haas

Suite Op. 17 für Oboe und Klavier

  1. Furioso
  2. Con fuoco

III. Moderato

Raphael Isaac Landzbaum, Oboe

Marcel Mok, Klavier

 

3 Lieder im Volkston für Sopran und Klavier

Marcel Mok, Klavier

Marta Vavrova, Sopran

 

Hans Krása

Passacaglia und Fuge für Streichtrio

Tanz für Streichtrio

Alexandra Paladi, Violine

Paul Livingston, Viola

Seo Young Lee, Cello

 

Viktor Ullmann

Klaviersonaten

Senka Brankovic, Klavier

Moderation:

Petr Vašíček, Musikwissenschaftler

 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Bücherbox am Mahnmal Gleis 17 und der Moses Mendelssohn Stiftung statt.

 

 

 

 

 

Pavel Haas

Der jüdische tschechische Komponist Pavel Haas wurde 1899 in Brünn in Mähren geboren, wo er auch den größten Teil seines Lebens verbrachte. Sein Vater führte eine kleine Schuhhandelskette. In seiner Familie wurde Tschechisch gesprochen. Pavel und sein jüngerer Bruder Hugo, der später Filmschauspieler wurde, besuchten eine deutsche Grundschule, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, danach eine technische Schule, wo Pavel Klavierunterricht erhielt und er erstmals mit dem Gedanken spielte, Komponist zu werden. Seine Eltern erlaubten ihm, die Schule zu verlassen, um sich auf seine musikalische Ausbildung zu konzentrieren. Nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1918 eröffnete der Komponist Leoš Janáček ein Konservatorium in Brünn. Haas trat im September 1920 in Janáčeks Meisterklasse für Komposition ein und erwarb 1922 das Diplom. Er galt als Janáčeks vielversprechendster Schüler. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit verdiente er bis 1935 seinen Lebensunterhalt im väterlichen Betrieb, später wurde er zunächst Privatlehrer für Musiktheorie und dann Lehrer am jüdischen Gymnasium in Brünn.Im Jahr 1935 heiratete Haas die Ärztin Sofia Jakobsonova, die zuvor mit dem russischen Sprachwissenschaftler Roman Jakobson verheiratet war. Nach der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei im Jahr 1939, als die Rechte von mit Juden verheirateten Personen eingeschränkt wurden, beantragte er die Scheidung, um seine Frau und seine Tochter zu schützen. Dies rettete ihnen das Leben. (Möglicherweise war Sofia auch Jüdin, was aber nie nachgefragt wurde.) Haas wurde am 2. Dezember 1941 in das Vorzeige-Ghetto Theresienstadt (Terezín) in Böhmen deportiert. Dort befanden sich unter anderem auch die Komponisten Gideon Klein, Hans Krása und Viktor Ullmann. Haas blieb dort bis zum 16. Oktober 1944, als er mit den anderen Theresienstädter Komponisten nach Auschwitz deportiert wurde, wo er zwei Tage später ermordet wurde. Der Dirigent Karel Ančerl berichtete, dass Haas in Auschwitz neben ihm gestanden habe. Dr. Mengele wollte Ančerl in die Gaskammern schicken, aber Haas hustete, was ein Zeichen von Schwäche war, und so wurde er stattdessen geschickt. …

 

Hans Krása

Geboren am 30.11.1899 in Prag.

Krása studierte bei Alexander Zemlinsky in Prag und kurze Zeit in Paris bei Albert Roussel. Mit den Orchesterliedern nach Chr. Morgenstern op. 1 hatte er 1921 seinen ersten Erfolg als Komponist. Er arbeitete ab 1921 als Solokorrepetitor unter Zemlinsky am Neuen Deutschen Theater in Prag und für kurze Zeit 1927 an der Berliner Krolloper. 1928-30 komponierte er sein Hauptwerk, die Oper „Verlobung im Traum“ nach Dostojewskis Novelle „Onkelchens Traum“, UA 1933 in Prag. Nach 1933 vertonte Krása keine deutschen Texte mehr („Verlobung im Traum“ war noch in Deutsch), er schloss sich Emil František Burian an, der das tschechische Avantgarde-Theater „D 35“ leitete. 1938 schrieb Krása in Zusammenarbeit mit Adolf Hoffmeister die Kinderoper „Brundibár“ als Beitrag zu einem Wettbewerb des tsch. Schulministeriums, der aber nach der Okkupation der Tschechoslowakei nicht mehr ausgewertet wurde. Am 10. 8. 1942 wurde Krása nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde „Brundibár“ im Rahmen der „Freizeitgestaltung“ 55 mal aufgeführt. Von den Werken, die Krása dort komponierte, sind nur wenige erhalten. Am 18.10.1944 wurde Hans Krása in Auschwitz ermordet.

 

Viktor Ullmann

Viktor Ullmann wird am 01. Januar 1898 in Teschen (Österreich-Ungarn) in eine assimilierte jüdische Familie geboren. Der Vater kämpfte im 1. Weltkrieg als Oberst und wurde für seine Verdienste in den Adelstand erhoben. Der hochbegabte Viktor gehörte zu dem Schülerkreis um Arnold Schönberg, nach einem Kriegseinsatz 1918 wurde er in Schönbergs Kompositionsseminar aufgenommen. Nach leitenden Positionen am Deutschen Theater Prag und dem Schauspielhaus Zürich, konzentrierte Ullmann sich auf die Weiterentwicklung der von Schönberg empfangenen Anregungen, die Entwicklung einer neuartigen Harmonik zwischen Tonalität und Atonalität; Ullmann sprach von Polytonalität, die zu seinem neuen, unverwechselbaren persönlichen Stil führt. 1942 wird Ullmann ins KZ Theresienstadt deportiert. Immer noch an das Positive im Menschen glaubend, sorgte er für ein reiches Musikleben im Lager und schuf einen beträchtlichen Teil seiner Werke. „Zu betonen ist nur, dass wir keineswegs bloß klagend an Babylons Flüssen saßen, und dass unser Kulturwille unserem Lebenswillen adäquat war.“ (Viktor Ullmann) Am 16. Oktober wurde Ullmann nach Ausschwitz Birkenau deportiert und kurz nach seiner Ankunft durch Vergasung ermordet.

 

Anmeldung unter:

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