Als Gaddafi eine Partei in Israel gründen wollte

200.000 Israelis sind Juden libyscher Herkunft. Noch heute fühlen sie sich dem Land ihrer Großeltern verbunden. Gaddafi erwidert das Gefühl – auf seine Weise.

Der kürzeste Weg von Tel Aviv in das 2000 Kilometer Tripolis führt über Or Jehuda. Die Kleinstadt, eine halbe Autostunde östlich von Tel Aviv, steht in keinem Reiseführer; auch Israelis verirren sich nur selten hierher, es sei denn, sie haben die Abfahrt zum nahe gelegenen Flughafen verpasst. Die einzige Attraktion, die Or Jehuda zu bieten hat, ist ein großer gelber Kasten im Zentrum der Stadt, das “Museum Of Libyan Jews” (Museum der libyschen Juden), Libysche Juden(3) Drucken Bewerten Autor: Henryk M. Broder und Norbert Jessen| 06.04.2011Als Gaddafi eine Partei in Israel gründen wollte200.000 Israelis sind Juden libyscher Herkunft. Noch heute fühlen sie sich dem Land ihrer Großeltern verbunden. Gaddafi erwidert das Gefühl – auf seine Weise.

Der kürzeste Weg von Tel Aviv in das 2000 Kilometer Tripolis führt über Or Jehuda. Die Kleinstadt, eine halbe Autostunde östlich von Tel Aviv, steht in keinem Reiseführer; auch Israelis verirren sich nur selten hierher, es sei denn, sie haben die Abfahrt zum nahe gelegenen Flughafen verpasst. Die einzige Attraktion, die Or Jehuda zu bieten hat, ist ein großer gelber Kasten im Zentrum der Stadt, das “Museum Of Libyan Jews” (Museum der libyschen Juden), auf Italienisch “Museo Degli Ebrei Di Libya”.

Im ethnischen Gefüge der israelischen Gesellschaft nehmen “die Libyer” eine Sonderstellung ein. Sie gehören weder eindeutig zu den sephardischen Juden aus dem Orient, noch zu den Aschkenasen, die aus Europa eingewandert sind

Ihr Migrationshintergrund ist ein Mix aus jüdischer Religiosität, arabischer Kultur und italienischer Lebensart. Mehr als 30 Jahre, von 1911 bis 1943, hatten die Italiener in Libyen das Sagen. Als Kolonialherren waren sie brutal; aber mit den Militärs kamen auch Architekten, Künstler und Konfektionäre ins Land, und mit ihnen die italienische Grandezza.

Artikel von Henryk M. Broder und Norbert Jessen in der WELT vom 06.04.2011

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