Ungleich der Wahrnehmung Israels in Deutschland erfährt der Deutsche in Israel keinerlei Vorbehalte. Im Gegenteil. Die Deutsch-Kurse des Goethe-Instituts sind voll, und in Berlin hat sich eine lebhafte israelische Community etabliert. Das erste, was in Israel auffällt, ist die Sonne. Selbst in November gibt es reichlich Sonne. Denn in Israel scheint die Sonne immer, es sei denn, es regnet. Das zweite was auffällt, ist der raue Umgangston. Auf eine vorsichtige Bemerkung, dass der Service in dem Lokal nicht so toll war, kann man die barsche Erwiderung hören, dass hier sei schließlich kein Krankenhaus. Es gibt viel in Israel, worüber ein Deutscher sich empören könnte. Da ist das zugeparkte Auto. Der Übeltäter hat zwar freundlicherweise seine Mobilnummer hinter der Windschutzscheibe hinterlassen, ignoriert aber beharrlich die frühmorgendlichen Anrufe. So bleibt dem Korrespondenten nur, das Taxi zu nehmen, um den Termin mit der Bundeskanzlerin in Jerusalem nicht zu verpassen. Oder – da ist der laute und besitzergreifende Techniker der Telefongesellschaft Bezeq, der ungerührt in die Runde am Frühstückstisch reinplatzt. Aber, so Engelbrecht, in Israel hilft keine moralische Empörung. Was zählt, ist nur das Handeln. In Israel kann nur bestehen, wer die israelischen Spielregel beherrscht. In Israel ist man nie allein, man erfährt allerhand Teilnahme, gewünschte und weniger gewünschte. Wem die nicht nachlassenden Fragen nach dem fehlenden Nachwuchs dann zu viel werden, dem bleibt dann wohl nur die Flucht ins Ausland.
Als Dr. theol. die moderne hebräische Sprache versuchen zu lernen, ist, als wenn man mit dem großen Latinum in der Tasche versucht, Italienisch zu lernen. Man fängt quasi von vorne an. Das moderne Hebräisch ist so viel anders als die Sprache des Ersten Testaments. Trotzdem lohnt es sich, Hebräisch zu lernen. Nur so kann man unmittelbar am israelischen Alltag teilhaben – und schnell lernen, dass Höflichkeitsformel (Entschuldigung, könnten Sie mir vielleicht …) viel zu umständlich sind für den rasanten Alltag. Der Israeli lebt und liebt den Imperativ – aber bitte ohne bitte. Beherzigen sollte man den Ausdruck „Tsa“, was so viel heißt wie „fahre“, mit dem sämtliche Streitgespräche beendet werden können. Das Hebräische schafft Nähe, denn es kennt nicht das Pronomen Sie. Selbst der Ministerpräsident wird mit dem Vornamen angesprochen. Viel Fachjargon hat den Weg in die Hebräische Sprache gefunden. Aber auch alltägliche Begriffe, die aber eine etwas andere Bedeutung in Israel haben können. So ist ein Strudel keine nach Äpfeln und Vanillesoße duftende Süßspeise, sondern die Bezeichnung für das „@“.
Im Titel des Buches schwingt unüberhörbar die wunderbare französische Filmkomödie über die besondere Freundschaft zwischen dem Ganoven Driss und dem gutbetuchten Querschnittsgelähmten Philippe mit. Aber Beste Freunde ist wohl nur als Abstufung von Ziemlich beste Freunde zu verstehen. Mehr als einen launigen Einblick in den israelischen Alltag gibt das Buch nicht. In der anschließenden Fragerunde fielen die Antworten zu Fragen über die vielfach kritisierte ARD Berichterstattung über Israel dann doch eher lasch und ausweichend aus. Von einer warmherzigen Beziehung zum jüdischen Staat Israel war wenig zu spüren. Zu der üblichen ARD Tonalität in der Berichterstattung über Israel wollte oder konnte Sebastian Engelbrecht an diesem Abend nicht Stellung beziehen.
Bericht von Margreet Krikowski