Von Leonhard Dautzenberg
Die DIG Berlin und Brandenburg e.V. lud zum 17.06.2021 nach längerer pandemiebedingter Pause alle Neumitglieder zum Erfahrungs- und Ideenaustausch in das Jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstraße in Berlin ein.
Der Vorsitzende der DIG Berlin und Brandenburg e.V. Jochen Feilcke betonte in seiner Begrüßungsrede erfreut, daß auch bei sehr sommerlichen Temperaturen mehr als 60 Neumitglieder der Einladung in den Großen Saal des Gemeindehauses gefolgt sind. Mit erfreulichen Zahlen ging es auch direkt weiter. Trotz der Coronapandemie und den normalen Mitgliederabgängen durch Umzug und Tod etc., kann die DIG Berlin und Brandenburg e.V. sich über 160 Neueintritte und damit stark wachsende Mitgliederzahlen im Jahr 2021 freuen. Dies ist auch als ein klares Zeichen für die gute und konstruktive Arbeit der DIG Berlin und Brandenburg e.V. und als ein Zeichen gegen die teils sehr übertriebenen anti-israelischen Berichterstattungen und öffentliche Meinungsmache der letzten Wochen und Monate zu verstehen.
Nach weiteren einführenden Worten übergab der Vorsitzende Jochen Feilcke das Wort an den Gast des ersten Teil des Abends, an den Gesandten – Botschaftsrat und Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Botschaft Israels, Herrn Yaki Lopez. Yaki Lopez gab einen interessanten kurzen Einblick in die aktuellen politischen Geschehnisse der neuen Regierungs- und Koalitionsbildung in Israel, unter dem neuen Premierminister Naftali Bennett. An diese neue Regierungsbildung werden sich viele zunächst einmal, nach der zwölfjährigen Regierungszeit Benjamin Netanjahus, gewöhnen müssen. Deshalb ist es zum jetzigen Zeitpunkt auch verfrüht, um über etwaige Veränderungen in der Sicherheits- und Außenpolitik zu reden bzw. zu spekulieren. In seiner Rede betonte Yaki Lopez die sehr gute und freundschaftliche Beziehung Deutschlands zu Israel, gerade in der für Israel sehr herausfordernden Zeit in der Abwehr der terroristischen Angriffe der Hamas. Die gemeinsame gute Zusammenarbeit der israelischen und deutschen Sicherheitsbehörden und gerade die Zusammenarbeit auch auf militärischer Ebene, bspw. wie der gemeinsame Überflug von Kampffliegern der IAF (Israel Air Force) und der Luftwaffe über Dachau und Fürstenfeldbruck, zeigen eindrucksvoll die rasante Entwicklung der deutsch-israelischen Freundschaft, nach der Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen vor 56 Jahren. Ein solches Ereignis wäre zu Zeiten Ben Gurions und Konrad Adenauers noch unvorstellbar gewesen.
Im Anschluss an die sehr aufschlussreiche Rede hatten die Neumitglieder die Möglichkeit mit Yaki Lopez in eine Frage/Antwort Runde mit Diskussion einzutreten, die lebhaft genutzt wurde. Hervorzuheben sind hier die Fragen zur Rolle des Iran und die kritische Betrachtung der außenpolitischen Rolle Deutschlands in Bezug auf das Abstimmungsverhalten bspw. in der UNO. Es war gemeinsamer Konsens, daß die iranische Führung eine ganz klare Zielsetzung zur Fertigstellung von nuklearen Waffen und offen die Vernichtung des Staates Israel verfolgt. Diese existenzielle Bedrohung muß sehr ernst genommen werden und es sollte, auch gerade von deutscher Seite, entschlossener dagegen vorgegangen werden. Ganz außer Acht gelassen wird auch häufig der Aspekt, daß gerade Israel durch sein konsequentes Vorgehen gegen den Iran und seine angeschlossenen Terrororganisationen, die Regierungen der Nachbarländer und weiterer arabischer Staaten stützt. Es wäre wünschenswert, wenn sich dies auch im Abstimmungsverhalten Deutschlands in der UNO bei haltlosen Resolutionen gegen Israel widerspiegeln würde.
Des Weiteren waren die teils sehr propagandistisch geprägten anti-israelischen Berichterstattungen in der Auseinandersetzung mit der Terrororganisation Hamas ein weiterer Themenschwerpunkt. Yaki Lopez stellte hier auch einmal klar, dass ohne den Iron Dome deutlich mehr zivile Opfer auf beiden Seiten zu beklagen gewesen wären. Durch den Iron Dome konnte Israel seine eigene Bevölkerung weitestgehend schützen und dadurch gleichzeitig zivile Verluste der palästinensischen Bevölkerung vermeiden, da ein Einrücken der IDF in palästinensisches Gebiet oftmals als angemessene Gegenreaktion ausbleiben konnte. In diesem Zusammenhang sei auch einmal ganz klar erwähnt, daß Israel und damit die IDF keinen Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung führt, sondern die israelische Bevölkerung gegen eine Terrororganisation und deren Angriffe verteidigt. Der lebhafte Austausch mit Yaki Lopez hätte sicherlich noch einige Stunden des kurzweiligen Abends füllen können. Jedoch startete im Anschluss an den Dank und die Verabschiedung von Yaki Lopez der zweite Teil des Abends.
Der zweite Teil des Abends stand unter dem Aspekt Anregungen, Ideen, Vorschläge und konstruktive Kritik zu äußern und zu erörtern. Eingeleitet wurde dies durch eine kurze Vorstellungsrunde der anwesenden Vorstandsmitglieder samt ihren Aufgabenbereichen innerhalb der DIG Berlin und Brandenburg e.V.
Momentan sind die Arbeitskreise Israelisch-Jüdische Literatur, Hebräisch Kurs (nächster Beginn im September) und das Organisations-Team, das die Durchführung von Veranstaltungen koordiniert, aktiv. Im Arbeitskreis Israelisch-Jüdische Literatur werden unterschiedliche hochkarätige Autoren vorgestellt und besprochen. Arbeitskreis Hebräisch Kurs startet für Neueinsteiger im September mit einem Onlinekurs, der 1 x pro Woche mit 90 min. Unterrichtszeit stattfindet. Voraussetzung sind eine Mindestteilnehmerzahl von 10 Personen und der Eigenanteil beträgt 150,00€. Ein Nachfolgekurs für fortgeschrittene Teilnehmer ist auch für den September geplant. Veranstaltungsideen und die Bereitschaft zur Hilfe bei der Durchführung von Veranstaltungen können über schalom@digberlin.de an die Vorstandsmitglieder Frau Carola Deutsch und Frau Kathrin Koelle gerichtet werden. Schriftliche Berichte und Beiträge können über selbige Mailadresse gerne an die stellv. Vorsitzende Frau Maya Zehden übersendet werden.
Vom Vorstand des Jungen Forum der DIG Berlin und Brandenburg e.V. wurde darauf hingewiesen, daß automatisch alle DIG Mitglieder eine Mitgliedschaft im Jungen Forum erwerben, sofern sie zwischen 14 und 35 Jahren sind. Das Junge Forum engagiert sich vor allem an Schulen und Hochschulen und führt eigene Veranstaltungen durch. Informationen über Veranstaltungen, wie den sehr beliebten Weinabend, erhält man zeitnah über das eigene Facebook Account des Jungen Forum.
Anschließend hatten die Neumitglieder die Gelegenheit, sich und ihre Anregungen vorzustellen. Stellvertretend für die zahlreichen Ideen und Vorschläge seien hier die Anregungen zur Schaffung eines eigenständigen Arbeitskreises Antisemitismus und eine gemeinsame Veranstaltung der DIG mit dem DGB und den entsprechenden Pendants in Israel genannt. Zusammenfassend war aber der Haupttenor aller Beiträge, daß insgesamt jeder von uns klare Haltung und öffentlich Position gegen Antisemitismus und anti-israelische Agitation und Propaganda, gerade in der Öffentlichkeit, beziehen muß. Jeder kann schriftliche Beiträge an Redaktionen senden oder sich an Rundfunkübertragungen mit seiner Meinung beteiligen. Proaktive sachbezogene Aufklärungsarbeit statt stiller Betroffenheit ist das Gebot der Stunde. Wir alle sind dazu aufgefordert und verpflichtet offenem und alltäglichem Antisemitismus entschlossen in jeder Situation die Stirn zu bieten. Den antisemitischen Agitatoren, geistigen Brandstiftern und den tatsächlich ausführenden Personen dürfen wir nicht widerstandslos das Feld, geschweige denn die Straße und die Meinungsbildung überlassen. Hier sind wir alle als Teil unserer Gesellschaft gefordert. In diesem Sinne soll dieser Bericht mit einem Satz des Vorsitzenden Jochen Feilcke während der abendlichen Diskussion mit den Worten „Antisemitismus ist keine Meinung, sondern eine Straftat“ enden.