Was die Gefangennahme von zwei deutschen Journalisten und die Angst auf den Straßen von Berlin miteinander zu tun haben.
Zwei Mitarbeiter unseres Hauses sind seit sechseinhalb Wochen im Iran gefangen. Sie sitzen in Einzelzellen, aber wir wissen nicht einmal, wo. Alles, was wir über die Haftbedingungen wissen, gibt Anlass zu größter Sorge. Mitarbeiter der deutschen Botschaft durften sie erst zweimal und auch nur kurz sprechen. Der Vorwurf, der gegen sie erhoben wird: Sie sollen das Land als Touristen betreten haben, obwohl sie als Journalisten eine Geschichte recherchieren wollten über die Frau, die zum Tod durch Steinigung verurteilt wurde, weil sie nach dem Tod ihres Mannes möglicherweise eine Affäre mit einem anderen Mann hatte: Ehebruch nennt man das im Iran. Nur durch öffentlichen Druck wurde sie bislang vor der Hinrichtung bewahrt. Erst wurde unseren Mitarbeitern ein Visumvergehen vorgeworfen. Nun erhebt die Justiz in Täbris öffentlich Spionagevorwürfe. Ein absurder und gefährlicher Vorwurf. Auf Spionage steht im Iran im Extremfall die Todesstrafe …
Artikel von Mathias Döpfner in der Zeitung DIE WELT vom 23.11.2010