Das Sommerfest der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin und Potsdam findet traditionell an wechselnden Orten statt. In diesem Jahr, dem Jahr der 50. Wiederkehr der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland feierten wir am 5. Juli auf dem Sderotplatz, einem sehr schönen, allerdings weithin unbekannten Platz in Zehlendorf Mitte.
Siehe hierzu auch die Ankündigung zum Sommerfest der DIG Berlin und Potsdam. Benannt nach der Partnerstadt von Steglitz-Zehlendorf, die unmittelbar am Gaza Streifen liegt und die seit 15 Jahren mit dem ständigen Raketenbeschuß der Hamas zu kämpfen hat, was leider im Artikel der Berliner Woche nicht erwähnt wurde.
Bei „israelischem“ Wetter – in Israel war’s allerdings nicht ganz so heiß (!) trafen sich 150 Freunde Israels um unbeschwert zusammen zu sein, den Meinungs- und Gedankenaustausch zu pflegen und das kulinarische mediterrane Angebot an Speisen und Getränken der „Piazza Fontana“ zu genießen. Und damit es farblich stimmte, zeigte auch der blaue Sommer-Himmel die eine oder andere weiße Wolke, als der Vorsitzende Jochen Feilcke das Sommerfest eröffnete und seiner Stellvertreterin Lala Süßkind für die Vorbereitung des Festes ebenso dankte wie den besonderen Gästen für ihr Kommen.
Sommerfest der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
Unser Kooperationspartner war in diesem Jahr der Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp, der in seinem Grußwort die 40 jährige Geschichte der Partnerbeziehung zu Sderot und auch zu Kiryat Bialik würdigte. Nicht nur der Bezirksbürgermeistermeister sondern auch Bezirksverordnete aus den Fraktionen der Bündnisgrünen, CDU, Piraten, SPD repräsentierten den gastgebenden Bezirk. Der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung René Rögner-Francke versprach, die vielfältigen Anregungen und Appelle, den Sderotplatz „aufzumöbeln“ an seine Fraktion und die gesamte BVV weiterzugeben.
Aus dem Nachbarbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hatte es sich Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann nicht nehmen lassen, eine gute Weile mitzufeiern. Für die Botschaft des Staates Israel unterstrich Frau Adi Farjon nicht nur die guten Beziehungen zwischen Israel und Deutschland sondern auch die besondere Bedeutung der DIG für die Verständigung und das gegenseitige Verständnis. Nicht fröhlich, aber dennoch optimistisch fiel vor diesem Hintergrund der Bericht des israelischen Ehrengasts beim Sommerfest, Dr. Ruth Eitan aus, die extra für das DIG-Sommerfest aus Sderot nach Berlin gekommen war. Sie hat in Haifa in Deutscher Geschichte promoviert und arbeitet seit über 30 Jahren im Bereich der deutsch-Israelischen Beziehungen.
Dr. Ruth Eitan auf dem Sommerfest der DIG in Berlin
Am Sapir College bei Sderot in Israel leitet sie die Abteilung Auswärtige Beziehungen. Dort fördert sie die wechselseitige Kooperation zwischen dem College und verschiedenen Universitäten und Institutionen in Deutschland. In den vergangenen sechs Jahren war Frau Dr. Ruth Eitan Direktorin des Deutsch-Israelischen Zukunftsforums. Dr. Ruth Eitan berichtete aus Sderot im Sommer 2015.
Zum Dauerstress durch Raketenbeschuss sagte sie „Wer jeden Tag oder jeden zweiten Tag in den Bunker muss, führt kein normales Leben. Die Folge der Raketeneinschläge sind für viele Kinder und Erwachsene posttraumatische Belastungsstörungen, die bei jedem Vorfall wieder aktualisiert werden.“ Sie berichtete von Unternehmen, deren Ansiedlung staatlich gefördert worden war, um etwas gegen die Arbeitslosigkeit am Ort zu tun. Viele von ihnen hätten leider mit Auslaufen der Subventionen den Ort sogleich wieder verlassen. Es gäbe also viele Gründe zur Klage. Trotzdem hob Ruthie Eitan die konstruktiven Aktivitäten der Bürgerinnen und Bürger hervor: es gebe in Sderot inzwischen Cafés, die auch besucht werden. Es gebe eine lebhafte Kunstszene. Schließlich berichtete sie von den vielen Studierenden, die auch unter diesen schwierigen Umständen nicht nur studieren, sondern viel zum Gedeihen des Ortes beitrügen. Hier regte sie nachdrücklich eine weitere Vertiefung zwischen den Partnerstädten durch gemeinsame Projekte an.
Mit einer Führung durch das Heimatmuseum des Bezirks und einem abschließenden Orgelkonzert in der nahegelegenen Pauluskirche kam auch die Berliner Heimat während des Sommerfestes nicht zu kurz. Die gute Atmosphäre mit Musik und mediterranem Buffet machte Passanten während des ganzen Nachmittags neugierig und lud sie zum Verweilen ein. Nicht wenigen wurde übrigens durch das DIG-Sommerfest zum ersten Mal bewusst, dass und warum es einen Sderotplatz in Berlin gibt. Dieses Bewusstsein zu stärken und mit weiteren Ideen lebendig werden zu lassen – auch dazu sollte das Fest eine Anregung sein, wie der Vorsitzende Jochen Feilcke auch in zahlreichen Einzelgesprächen immer wieder betonte. Auch dazu kann ein Sommerfest beitragen und Impuls sein.
Fotos: Margrit Schmid