Kooperationsveranstaltung der DIG Berlin und Potsdam, der Friedrich Naumann-Stiftung für die Freiheit und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Berlin
Die Gefangennahme Adolf Eichmanns im Frühjahr 1960 und der Prozess 1961 in Jerusalem waren wichtig für die „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland und ein Kristallisationspunkt der innerdeutschen Spannungen in den Zeiten des Kalten Krieges. Die DDR nahm für sich in Anspruch, den „Faschismus“ mit Stumpf und Stil ausgerottet zu haben und ein neues, „demokratisches“ und „antifaschistisches“ Deutschland aufzubauen. Dem „Westen“ wurde hingegen vorgeworfen, ein revanchistisches Regime errichtet zu haben, wo ehemalige Nazis wieder an der Macht seien und einen neuen Krieg vorbereiten würden. Personen, wie Hans Maria Globke, der Adenauer-Vertraute und frühere Kommentator der Nürnberger Gesetze, wurden vom SED-Regime – und von nicht wenigen in der Bundesrepublik – als Beweis für diese Behauptung angesehen. Die Bundesregierung ihrerseits musste auf diese Anwürfe reagieren. Sie versuchte, die Bedeutung ehemaliger Nazis in Westdeutschland herunterzuspielen, um so den Schaden für das Ansehen der noch jungen Bundesrepublik in der Welt zu begrenzen. Am Beispiel der Berichterstattung über den Eichmann-Prozess in den Medien von DDR und Bundesrepublik soll verdeutlicht werden, mit welchen „Bildern“ und rhetorischen Mitteln dieser geschichtspolitische Kampf ausgefochten wurde.
Dr. phil. Peter Krause arbeitet an der Universität Konstanz. 2002 erschien sein Buch „Der Eichmann-Prozess in der deutschen Presse“ (Campus Verlag, Fritz-Bauer-Institut), das auf seiner Dissertation basiert.
Ort: Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Großer Saal, Oranienburger Straße 28-31, 10117 Berlin