Ein Bericht von Bernhard Krane über die Reise von DIG Berlin und GCJZ vom 11. bis 18.11.2004 nach Israel
In Israel stellen deutsche Besuchergruppen heute eine Ausnahmeerscheinung dar und erregen erhebliches Aufsehen. Vom 11. bis 18. November 2004 haben sich 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Studienfahrt nach Israel mit gegenwärtigen und zukünftigen Aspekten deutsch-israelischer Beziehungen auseinander gesetzt.
In Krisenzeiten kann es für Freundschaftsgesellschaften keine Dauerlösung sein, einstmals intensive und lebendige Beziehungen mit Israel auf einen platonischen Charakter zu reduzieren. Wer die aktuelle Situation Israels begreifen und Anteil am Leben, Denken und Fühlen der Menschen in diesem Land nehmen möchte, kann dies am besten durch Direktkontakte vor Ort. Trotz weiterhin angespannter sicherheitspolitischer Lage haben deshalb die Berliner Arbeitsgemeinschaften der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit im November 2004 eine gemeinsame einwöchige Fahrt nach Israel organisiert.
Das Angebot zu einer Solidaritätsreise stieß auf großes Interesse. Nicht alle, die wollten, konnten mitgenommen werden. Das Programm war überfüllt mit Gesprächsangeboten und Exkursionen, die Begegnungen mit Menschen verschiedener Generationen und Vertretern unterschiedlichster politischer und religiöser Überzeugungen verliefen herzlich. Die Fülle und Widersprüchlichkeit der Eindrücke war manchmal verwirrend, in jedem Fall aber bereichernd und Lust auf mehr machend. Am letzten Tag des Aufenthalts ergab die Auswertungsrunde, dass sorgfältig geplante Israelreisen möglich und verantwortbar sind und nicht durch Fernstudien zu ersetzen sind.
Thematisch drehte sich die Reise um das deutsch-israelische Verhältnis im Vorfeld des 40-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen im kommenden Jahr. In vielen Gesprächen wurde deutlich, dass die Beziehungen trotz und wegen der Schoa besonders intensiv und außergewöhnlich stabil sind. Selbst skandalöse judenfeindliche Ereignisse oder Wahlerfolge rechtsextremer Parteien in Deutschland stoßen im Vergleich zu früheren Jahren auf verhältnismäßig wenig Widerhall in der Politik und den Medien Israels. Die Bundesrepublik Deutschland gilt Israel nach den USA als verlässlichster Partner.
Dennoch sind gute deutsch-israelische Beziehungen kein Selbstläufer. Im Außenministerium warf Yuval Fuchs – vielen noch bekannt aus seiner Zeit an der Israelischen Botschaft in Berlin – einen weiten Blick in die Zukunft. Angesichts der NS-Verbrechen gleiche die Tatsache, dass unsere Beziehungen heute gut und gefestigt seien, einem Wunder. Die Vergangenheit werde in Zukunft sicher eine kleinere und andere Rolle spielen, aber weiterhin die deutsch-israelischen Beziehungen prägen. Zur Zeit beschäftigt sich eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Auswärtigem Amt und israelischem Aussenministerium mit der ehrgeizigen Aufgabe, sich über Ziele und Schwerpunkte der deutsch-israelischen Beziehungen für den Zeitraum der nächsten 40 Jahre zu verständigen. Die Ergebnisse sollen 2005 in einem gemeinsamen Papier veröffentlicht werden.
Auch in schwierigen Zeiten können Chancen aufgetan und neue Wege eröffnet werden. In diesem Zusammenhang hatte ein Besuch des im Oktober dieses Jahres in Jerusalem neu eröffneten Gästehauses der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Beit Ben Yehuda eine besonders motivierende Wirkung. Das Haus von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste wurde trotz widriger Realitäten (Finanzknappheit, angespannte Sicherheitslage, Rückgang der Touristenzahlen) gebaut. Das schmucke Seminarhaus signalisiert Unverdrossenheit und Zuversicht auf bessere Zeiten. Gästezimmer und Seminarräume wollen genutzt werden und schreien nach Besuchergruppen.
Begegnungs- und Austauschprogramme mit Israel sollen nicht etwa unterbrochen, sondern vielmehr vertieft und über das deutsch-israelischen Verhältnis hinaus in einem europäischen Kontext weiter entwickelt werden. Gruppen, die nach Israel reisen möchten, stehen viele Helferinnen und Helfer zur Seite, zum Beispiel in der israelischen und deutschen Botschaft in Berlin und Tel Aviv, bei den politischen Stiftungen in Israel oder im Staatlichen Israelischen Verkehrsbüro in Deutschland. Wenn im Jubiläumsjahr 2005 und in den nächsten 40 Jahren deutsch-israelischer Beziehungen frische Kräfte mobilisiert und neue Herausforderungen gemeistert werden sollen, müssen aber vor allem langjährige persönliche Beziehungen und Arbeitskontakte in den verschiedenen DIG-Arbeitsgemeinschaften und in der Israelisch-Deutschen Gesellschaft (IDG) gepflegt, erschlossen und nutzbar gemacht werden.
Bernhard Krane ist Stellv. Vorsitzender der DIG Berlin und hat die Gruppe als verantwortlicher Reiseleiter begleitet.
Hier finden Sie mehr Bilder von der Reise und einen ausführlichen Reisebericht von Nikoline Hansen, erschienen in „Die Mahnung“ vom 1.1. und 1.2.2005.
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Israel-Reise von DIG-Berlin und GCJZ-Berlin anlässlich des bevorstehenden Jubiläums
„40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel“ vom 11.-18.11.04
(Programmkonzeption und -organisation von Meggie Jahn)
Donnerstag, 11.11.2004
10.50 Uhr Abflug Berlin-Schönefeld mit LY 352
15.50 Uhr Ankunft Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv
Abholung durch den israelischen Begleiter: Israel Yaoz
bis 18.00 Uhr Ankunft im Hotel Metropolitan, Trumpeldor St. 11-15 (Strandnähe), Tel Aviv 63803, Tel. 03-5192727 (www.hotelmetropolitan.co.il)
19.00 Uhr Abendessen im Hotel, anschl. Spaziergang zum Hotel Sheraton-Moriah
20.30 Uhr: Begrüßung durch Micky Hirschfeld (Ministerium für Tourismus)
anschl.: Gesprächrunde mit Botschafter a.D. Asher Ben Natan, Präsident der Israelisch-Deutschen Gesellschaft (IDG) und weiteren Mitgliedern der IDG zum Thema: „Rückblick auf 40 Jahre deutsch-israelische Beziehungen – Eine Bestandsaufnahme“ (bei Kaffee und Kuchen)
Ort: Hotel Sheraton-Moriah, Hayarkon Str. 115, Tel Aviv,
Freitag, 12.11.2004
08.30 Uhr Frühstück im Hotel
10.00 Uhr Gespräch mit Hermann Bünz, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tel Aviv
- · Bewertung der politischen Lage in Israel und in den palästinensischen Gebieten
- · Rückblick auf die Arbeit der Stiftung seit ihrer Präsenz in Israel, aktuelle Projekte
- · Möglichkeiten einer Intensivierung der Zusammenarbeit.
Ort: Deutsche Botschaft, 3 Daniel Frish Street, 19. Stock, Tel Aviv
12.00 Uhr Briefing durch S.E., Herrn Botschafter Rudolf Dressler:
Einschätzung der aktuellen Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten,
- · Rückblick auf 40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland
- · Bewertung der aktuellen Situation
Ort: Deutsche Botschaft, 3 Daniel Frish Street, 19. Stock, Tel Aviv
nachmittags und abends:
Freizeit in Tel Aviv: Stadtbummel, Treffen mit Freunden, Spaziergang am Strand Besuch einer Synagoge (z.B. Schiwat Zion Synagoge, Ben Yehuda Str.), …
19.30 Uhr Abendessen im Hotel
Übernachtung im Hotel Metropolitan, Tel Aviv, s.o.
Samstag, 13.11.2004
08.00 Uhr Frühstück im Hotel
08.30 Uhr Ausflug in den Norden nach Galiläa über die Küstenstrasse nach Haifa
10.00 – 11.00 Uhr Besuch im Leo Baeck-Erziehungszentrum in Haifa, Rundgang und Gespräch mit Rosi Ben Yakov (Pädagogin im LBE)
Ort: Campus des Leo-Baeck-Erziehungszentrums, French Rd. 90, Haifa
anschließend: Fortsetzung des Ausfluges, Stadtrundfahrt Haifa, Besuch der alten Kreuzfahrerstadt Akko mit Stadtführung, Kreuzfahrerfestung, Rückfahrt über See Genezareth, Berg der Seligpreisungen, Kapernaum, Tabgha, Tiberias, Nazareth, Afula
20.30 Uhr Abendessen im Hotel
Übernachtung Im Hotel Metropolitan, Tel Aviv
Sonntag, 14.11.2004
08.00 Uhr Frühstück im Hotel
09.00 Uhr Besuch des Gedenksteins in Erinnerung an die Ermordung Yitzhak Rabin
10.00 Uhr Treffen mit Moshe Meron, Knesset-Abgeordneter a.D und Stadtrat a.D., Präsident der bilateralen Freundschaftsgesellschaften und Empfang in der Stadtverwaltung Ramat Gan, Vorstellung der Stadt Ramat Gan, Moshe Meron über seine Wurzeln in Deutschland und die Arbeit der bilateralen Freundschaftsgesellschaften, Deutschland, andere Länder im Vergleich, Stadtrundfahrt mit der Leiterin der Auslandsabteilung
Ort: Stadtverwaltung, Bialik Str. 32, Ramat Gan
anschl.: Fahrt auf der Schnellstrasse von Ramat Gan nach Jerusalem
nachm.: Ankunft im Novotel Jerusalem, anschl. freie Zeit in Jerusalem
18 .00 Uhr: Besuch der neuen Jugendbegegnungsstätte Beit Ben-Jehuda – Haus Pax, Gespräch mit Mitarbeitern und Freiwilligen der ‚Aktion Sühnezeichen Friedensdienste’ und mit Esther Golan
20.30 Uhr Abendessen im Hotel
Übernachtung im Novotel, St. George St. 9, 97200 Jerusalem, Tel. 02-5320000 (www.inisrael.com/novotel)
Montag, 15.11.2004
08.30 Uhr Frühstück im Hotel
09.30 Uhr Besuch der Altstadt von Jerusalem mit Führung
anschl. freie Zeit in Jerusalem
13.30 – 16.30 Uhr Treffpunkt: Jaffa-Tor, Besichtigungsrundfahrt mit Jana Marcus-Natanova vom Jüdischen Nationalfonds (KKL): Präsentation einiger KKL-Projekte am Rande von Jerusalem (u.a. Aminadav-Park, Heinrich Grüber-Park)
17.00 Uhr: Treffen mit Nathan Kellermann von AMCHA, Hilfsorganisation für Holocaust-Überlebende, die sich um die psycho-soziale Betreung der Opfer und ihre Familien kümmert. Ihr wird der Erlös des Rabin-Gedenkkonzert 2004 mit den „Eve’s Women“ zugute kommen.
Ort: AMCHA-Büro Jerusalem, Hillel St. 23, Jerusalem
19.00 Uhr Abendessen im Hotel
20.00 Uhr: Gespräch mit David Witzthum (1. Israelisches Fernsehen) und Gisela Dachs (Die Zeit) zum Thema: „Journalistische Arbeit im Spiegel von 40 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland“
- ·Müssen deutsche Journalisten mehr Umsicht und Sensibilität bei der Berichterstattung über Israel und die palästinensischen Gebiete zeigen als Journalisten anderer Länder?
- ·Welche Berichterstattung über Israel ist aus deutscher bzw. israelischer Sicht „fair“?
- ·Was können deutsche und israelische Medienvertreter dazu beitragen, das Bild des jeweiligen Partnerlandes zu verbessern?
- ·Arbeitsbedingungen für Journalisten in Israel und palästinensischen Gebieten?
Ort: Novotel
Übernachtung im Novotel Jerusalem, s.o.
Dienstag, 16.11.2004
08.00 Uhr Frühstück im Hotel
09.30 Uhr: Besuch des Außenministeriums,
13.00 Uhr: Gespräch und Mittagessen mit Dr. Johannes Gerster, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem,
- ·Bewertung der politischen Lage in Israel/in den palästinensischen Gebieten
- ·Rückblick auf die Arbeit der Stiftung seit ihrer Niederlassung in Israel
- ·Aktuelle Projekte der Stiftung. Möglichkeiten einer Zusammenarbeit
Ort: Restaurant Montefiore, Konrad-Adenauer-Zentrum, Mischkenot Shaananim; Jerusalem
14.30 Uhr: Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Führung und Besichtigung des Tals der Gemeinden, Begleitung durch Benjamin Morgan (Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste), Besuch des Archivs
19:00 Uhr: Abendessen im Hotel
Mittwoch, 17.11.2004
08.00 Uhr Frühstück im Hotel
09.30 Uhr – 11.00 Uhr Besuch der jüdisch-arabischen „Hand in Hand-Schule“ in Jerusalem, nominiert für den DIG-Friedenspreis 2005, Informationsaustausch mit der Leitung, Lehrerkollegium, Schülern
14.00 Uhr Rundfahrt mit Daniel Seidemann, Anwalt der Organisation „Ir Amim“ (Stadt der Völker) entlang der Sperranlagen
17.00-18.00 Uhr
Besuch in der Zentrale der Hilfsorganisation für Terror- und Katastrophenopfer ZAKA
Ort: ZAKA, Rescue and Recovery, Gemul Street 3, Jerusalem
19.00 Uhr Abendessen im Hotel
20.00 Uhr Auswertungs- und Abschlussrunde über die Reise mit Myriam (Marianne) Karmon, IDG-Vorsitzende in Jerusalem
18.11.2004 Rückflug nach Berlin/Schönefeld