Israelische und palästinensische Jungunternehmer waren im April auf Einladung des Netzwerks „Palestinian-Israeli Young Business Leaders Forum“ der „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“ auf gemeinsamer Studienreise in den Grenzregionen Euregio Maas-Rhein und Euroregion Deutschland-Polen.
Von Walter Klitz
Eher selten machen sich Israelis und Palästinenser gemeinsam auf Reisen. Trotzdem gelang es der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Jungunternehmer aus den besetzten Gebieten in der Westbank und aus Israel für eine Studienreise zum Thema „Grenzüberschreitende wirtschaftliche Zusammenarbeit“ zu gewinnen.
Neben der Erkenntnis, dass durch den europäischen Friedensprozess ehemalige Grenzregionen in zentrale Lagen rückten, erkannten die Teilnehmer das wirtschaftliche Potential, das sich durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit trotz unterschiedlicher Unternehmenskulturen und administrativer Strukturen entwickeln kann. Sowohl in Aachen als auch in Frankfurt/Oder konnten sie sich von der politischen Dimension solcher Kooperationen überzeugen und feststellen, welcher Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung durch tägliche Begegnungen geleistet wird.
Wirtschaftliches Potential trotz unterschiedlicher Unternehmenskulturen
Von den Gesprächspartnern wurde aber auch die Schwierigkeit hervorgehoben, Unternehmen davon zu überzeugen, in grenzüberschreitenden Projekten zu investieren. Da die Standortbedingungen sich nicht von anderen Investitionsstandorten in den einzelnen Ländern unterschieden und die Arbeitnehmer aus den beteiligten Mitgliedsländern unterschiedlichen Sozialgesetzgebungen unterlägen, müsse genau überlegt werden, welche Unternehmen man gewinnen wolle. In Aachen entschied man sich wegen der guten Verkehrsanbindung des Dreiländerecks erst kürzlich, im entstandenen Industrie- und Gewerbegebiet Logistikunternehmen anzusiedeln. In Frankfurt/Oder stand die erfolgreiche Zusammenarbeit im Bildungsbereich im Vordergrund.
Höhepunkt der Informationsreise war die Einladung von Daniela Schadt ins Schloss Bellevue. Anlässlich des Staatsbesuches von Bundespräsident Gauck im Mai des vergangenen Jahres hatte die Lebenspartnerin des Bundespräsidenten Teilnehmer des israelisch-palästinensischen Dialogforums der Naumann-Stiftung kennengelernt und spontan eine Einladung ausgesprochen, um sich erneut über aktuelle politische Entwicklungen im Nahen Osten auszutauschen.
„Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass Israelis und Palästinenser so harmonisch miteinander auskommen können.“
Abschließendes Urteil eines Teilnehmers war: „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass Israelis und Palästinenser eine ganze Woche so harmonisch und konstruktiv miteinander auskommen können.“ Der Einsatz der Stiftung hat sich also gelohnt und das angestrebte Ziel wurde voll erreicht.
Die Autor ist Direktor der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Jerusalem