„Lieber Jochen, Du bist ein Phänomen“
Laudatio von Maya Zehden zur erneuten Kandidatur von Jochen Feilcke
Bei der Mitgliederversammlung am 5. November hielt die scheidende stellvertretende Vorsitzende Maya Zehden eine Laudatio auf Jochen Feilcke, der nach 25 Jahren erneut zur Wiederwahl antrat und 90,4 Prozent der Stimmen erhielt. Hier die Rede im Wortlaut:
„Liebe Mitglieder,
über viele Jahre war er nicht nur als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Berlin und Brandenburg tätig, sondern er spielt auch als Freund und Wegbegleiter in meinem Leben eine herausragende Rolle: Jochen Feilcke. Deshalb habe ich die ehrenvolle Aufgabe, sein bemerkenswertes Engagement als Vorsitzender seit 1999 zu würdigen.
Jochen und ich haben uns in diesen fast 25 Jahre gemeinsam für Israel, für ein realistisches Bild dieses jungen Staates und für die Menschen, die dort leben, engagiert – zuerst als Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin, dann als DIG Berlin und Potsdam und jetzt als eigener Verein DIG Berlin und Brandenburg. Und es war immer klar: Unsere Arbeit war geprägt von einer gemeinsamen Leidenschaft und einer klaren Vision.
Jochen, Du bist 1942 in Hannover geboren als Sohn eines Pfarrers. Studiert hast Du Politologie und Volkswirtschaft an der Freien Universität Berlin und bist hier geblieben. Von 1968 bis 1971 warst Du als freiberuflicher Dozent in der politischen Bildungsarbeit tätig.
Als CDU-Mitglied seit 1964 hast Du die politische Landschaft in Deutschland über Jahrzehnte hinweg mitgestaltet. Du warst vier Jahre Bezirksverordneter in Berlin-Schöneberg, acht Jahre Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und 16 Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU – nur einige der vielen Stationen Deines beeindruckenden Werdegangs.
Ich habe Dich 1999 kennengelernt, als ich Geschäftsführerin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit war. Mein Ziel war es nur, Kooperationen mit der DIG aufzubauen, doch Du hast mich nach kurzer Zeit in den Vorstand geholt. Und seitdem weiß ich, dass Du ein großes Talent hast, Menschen für Deine Arbeit zu gewinnen und einzubinden. Du verstehst es, eine Vision zu vermitteln, die Menschen über politische Grenzen hinweg verbindet.
Was mich an Dir von Anfang an beeindruckt hat, ist Deine klare Haltung zu Israel. Du willst nicht, wie viele andere Deutsche, der israelischen Politik Ratschläge erteilen. Du äußerst Dich nicht über den jeweils amtierenden Ministerpräsidenten. Stattdessen steht Deine DIG parteiübergreifend an der Seite der Menschen in Israel, ohne sich in die innenpolitischen Debatten des Landes einzumischen.
Gerade in Zeiten wie diesen – nach dem grausamen Attentat der Hamas auf Frauen, Kinder, Männer, Alte und Junge israelische Zivilisten – ist Dein Blick auf dieses Land mitfühlend, wo viele andere eine Täter-Opfer-Umkehr vollziehen. Du vergisst nicht, wer für die vielen Toten auf palästinensischer Seite die Verantwortung trägt: Die Terrororganisation Hamas, in deren Charta die Zerstörung Israels festgeschrieben ist und die als islamistisch-religiöse Gruppe ihre Menschen bewusst diesem Ziel opfert. Für Israel ist die Solidarität der Mitglieder der DIG, die Aufklärung über Hintergründe und die Möglichkeiten, das Land zu unterstützen, Balsam auf eine verwundete Seele. Das Land ist seit dem 7. Oktober 2023 im Ausnahmezustand, auch wenn die Menschen in Cafés sitzen und ihren Alltag leben. Aber Jochen, Du verstehst diese Seele. Einer Deiner Lieblingssprüche ist, dass wir in der DIG den Menschen in Israel ohne wenn und aber zur Seite stehen. Das wird und wurde dankbar anerkannt und respektiert.
Es gab in der Vergangenheit Friedensbemühungen zwischen Israelis und Palästinensern. Vielversprechend war 1994 die Verleihung des Friedens-Nobelpreises an Jassir Arafat, Shimon Peres und Yitzhak Rabin. Mit dem tödlichen Anschlag auf Rabin waren diese Bemühungen gescheitert.
Du hast die Erinnerung an diesen großen Staatsmann stets wachgehalten, indem Du mehrere Jahre lang das Rabin-Gedenkkonzert organisiert hast. Dein Engagement in diesem Bereich hat nicht nur der Erinnerung an Rabin Ehre erwiesen, sondern auch dazu beigetragen, mit dem Erlös der Konzerte wohltätige Organisationen in Israel zu unterstützen.
Deine Führungsqualität als Vorsitzender der DIG Berlin und Brandenburg ist herausragend. Jedes Jahr, während Deiner langjährigen Amtszeit, hat Berlin in Qualität und Quantität der Veranstaltungen im Vergleich mit den rund 50 Arbeitsgemeinschaften der DIG bundesweit eine führende Rolle eingenommen – und das alles durch den enormen ehrenamtlichen Einsatz von Dir und dem Vorstand. Deine Fähigkeit, den Vorstand in die Arbeit einzubinden und zu motivieren, ist einzigartig.
Dein Leitsatz ‚Jedes Mitglied ist das wichtigste‘ ist Dir wirklich ein Herzensanliegen. Der Erfolg gibt Dir recht: Unter Deiner Leitung hat die DIG Berlin und Brandenburg ihre Mitgliederzahl ständig vergrößert – im letzten Jahr sogar mehr als verdoppelt. Ein unglaubliches Ergebnis!
Doch was mich am meisten beeindruckt, ist Deine menschliche Seite. Deine Fähigkeit, mit Würde und Gelassenheit Widersacher zum Rückzug zu bewegen, ist bemerkenswert. Auch wenn Kritik Dich wütend machen kann, bleibst Du ruhig und reagierst mit Humor wie mit dem Spruch: „Was kann der Mond dafür, dass der Hund ihn anheult?“
Ohne Deine politische Erfahrung, Dein Netzwerk und Dein unermüdliches Engagement hätten viele unserer Veranstaltungen nicht stattgefunden. Du hast uns wiederholt finanzielle Unterstützung verschafft, Veranstaltungsorte organisiert und Kooperationen mit Menschen und Institutionen ermöglicht, die sonst kaum zugänglich gewesen wären.
Lieber Jochen, Du bist ein Phänomen. Im Namen des Vorstandes und der Mitglieder danke ich Dir von Herzen für alles, was Du für die DIG und für die deutsch-israelische Freundschaft getan hast. Möge Deine Arbeit weiterhin so erfolgreich und erfüllt sein wie bisher.
Wir sind froh, Dich an unserer Seite zu wissen und hoffen, dass Du uns noch viele Jahre erhalten bleibst – bis 120!
Alles Gute!“