Zwei Forscher und ein ehemaliger Botschafter in Kairo haben in Jerusalem vor einem Publikum von Akademikern und Diplomaten eine sehr skeptische Prognose zu den Umstürzen und Revolutionen in der arabischen Welt abgegeben…
Der Politologe und ehemalige Generaldirektor des Außenministeriums, Professor Schlomo Avineri erinnerte daran, dass selbst die französische Revolution hundert Jahre lang Terror und Diktatur hervorgebracht habe. Er erwähnte Robespierre, die Guillutine und Napoleon, ehe in Frankreich tatsächlich die Demokratie eingeführt wurde. „Dazu benötigt man eine stabile Mittelklasse und eine funktionierende Zivilgesellschaft. Beides gibt es weder in Ägypten noch in Syrien, Jemen oder gar in Libyen.“ Die vielfach in Europa geführte Diskussion, ob der Islam demokratiefähig sei, beruhe auf einer falschen Voraussetzung. „Keine Religion, weder Judentum, Christentum, noch Islam, ist demokratisch. Wer an die Souveränität Gottes glaubt, kann als gläubiger Mensch nicht menschliche Vernunft über Gott stellen.“ Als Beispiel erwähnte Avineri die katholische Kirche. Bis vor hundert Jahren habe die Kirche die Demokratie als den größten Feind für ihren Bestand gesehen. Doch dann sei die Kirche zur Ansicht gelangt, römische Kaiser, Diktaturen und den Kommunismus überlebt zu haben. Deshalb werde die Kirche am Ende auch die Demokratie überleben.